¡Outdated! Veröffentlicht ursprünglich auf Lexi-AAI
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Elektromobilität ist ein Grünparadoxon, wie es typischer nicht hätte sein können. Nicht erst seit der Vorstellung des Tesla-Roadsters sind elektrisch angetriebene und nahezu abgasfreie Fahrzeuge in allem Munde. Selbst grüne Politiker hierzulande lassen sich gerne neben einem Opel Ampera oder einem BMWi – notfalls aber auch neben einem ausländischen Produkt – ablichten, auch wenn dieses aus einem Atomkraft-lastigen Land wie z.B. Frankreich stammen sollte. Was sie uns aber alle miteinander verschweigen, ist, dass die Elektromobilität innerhalb des mittel- und langfristigen Konzeptes der sog. „Energiewende“ überhaupt nicht vorgesehen ist!
Natürlich wird es jeder Politprofi vehement bestreiten – genau so, wie ich es neulich in einem Gespräch mit so einem erleben durfte. In bunten (oder eher grünen) Farben hat er mir eine Zukunft mit abgasfreien Fahrzeugen gemalt, wo der Strom für die Batterien selbstverständlich zu 100% aus den sog. „erneuerbaren Energiequellen“ stammt. Als ich ihm aber nur rudimentär die nachfolgende energetische Berechnung aufgemacht habe, war unsere anfängliche Gesprächsharmonie gleich dahin. Und diese kleine physikalische Rechnung, die ich mir im Rahmen von allerersten Physikstunden für unsere Kids wünschen würde, hörte sich folgendermaßen an:
Alleine in Deutschland verbrauchen unsere liebsten Kinder (also nur die PKW – keine Transporter, Vans, Mofas, E-Bikes etc.) – durchschnittlich 1 Tonne Benzin bzw. Diesel pro Sekunde (!), Tendenz steigend. 1000 Kg Treibstoff bedeuten aber ca. 50’000 MJ Brennwert, also 50 GJ. Das ist diejenige Energie, die im Durchschnitt (!) pro Sekunde “verheizt” wird, also sind es 50 GJ/s = 50 GW durchschnittliche Wärmelast, die man zum Aufwiegen von einer Tonne Treibstoff je Sekunde bräuchte. OK, man muss noch den Carnot-Wirkungsgrad berücksichtigen, also wären es dann, sagen wir, 20 GW elektrische Last, die wir bräuchten, um in etwa gleiche Autos (insbesondere gleich schwere) zu bewegen; dies wohl gemerkt zusätzlich zu dem, was wir jetzt schon an Energie benötigen und nur für PKW. Denn nähmen wir all die Mofas, E-Bikes, Vans, Transporter, LKW, Busse, Schiffe, stationäre Maschinen etc. noch hinzu, wären wir mit weiteren 20 GW dabei, also wären’s dann schon summa summarum 40 GW.
Auf ein mimisches “Na, und?” meines Gesprächspartners schob ich prompt nach, dies sei doch der Beweis dafür, dass die Elektromobilität innerhalb dieser Energiewende weder vorgesehen noch realisierbar sei. Denn schließlich seien die 20 GW, wie die Gesamtlast aller deutschen Kernkraftwerke bis zum Moratorium 2011 war, erst mal zu substituieren und zwar durch die Erneuerbaren, durch (leider) die “Fossilen” und durch Einsparungen. Somit sind Einsparungen gerade im Bereich der Stromproduktion quasi vorausgesetzt und eine Zunahme derselben in der Größenordnung von 20 GW oder gar 40 GW schlicht nicht vorgesehen.
Die weitere Konversation mit meinem grün gefärbten A-A-Gesprächspartner war ein Lehrstück für die unter „Energieeffizienz, Energiesparen – wahrlich “regenerative” Energien“ beschriebene Rhetorik, nämlich das mehrfache Einrechnen und Einpreisen von stets denselben oder gar nicht erst existenten Energie-Einspar- und Optimierungs-Potentialen bzw. das willkürliche Voraussetzen von Technologiesprüngen. Natürlich war sein allererster Einwand gegenüber meiner Berechnung, ich würde doch die enormen Einsparpotentiale und den absehbaren technologischen Fortschritt – nicht nur, aber auch und gerade – in Puncto Elektromobilität völlig außer Betracht lassen. Konfrontiert mit nicht zuletzt seiner eigenen (!) Aussage, wonach Energiesparen und technologische Sprünge eine Voraussetzung fürs Gelingen der Energiewende seien, wurde er auch zunehmend nervös. Scheinbar hat er den Vergleich zu den 20 GW an Kernkraft in den falschen Hals gekriegt… Ach, hätte ich es bloß auf die Windräder umgerechnet. Mit 40’000 von solchen Ungetümen oder mehr, (zzgl. Stromspeicher, versteht sich) hätte mein grüner Gegenüber wohl kaum ein Problem diesen Ausmaßes, vermutete ich. Und genau so war es dann auch. Als ich diese “alternative” Bezugsgröße nannte, entspannte sich sofort sein Gesicht…
An dieser Stelle stellte ich mir abermals die Frage, auf die weder ich noch das „Lexi-AAI“ eine Antwort weiß, nämlich, wie haben es denn die „Antiatomiker“ denn geschafft, auf der einen Seite die größte Umweltzerstörung seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs als eine „grüne“ Veranstaltung hinzustellen und auf der anderen Seite die friedliche Nutzung der Kernenergie dermaßen in Verruf zu bringen? Wie kommt es, dass man hinter der Zahl von 40’000 landschaftsverschandelnder Neodym-Ungetüme nicht das sieht, was es in Wirklichkeit ist, nämlich eine nachhaltige Tangierung der Lebensqualität bis hin zur de facto Unbewohnbarkeit von beträchtlichen Teilen des Landes?
Nun musste ich einsehen, dass ich damit auf verlorenem Posten stand. Denn auch die anderen, die unserem Gespräch lauschten, konnten sich offenbar hinter diesen 40’000 „Windmühlen“ nicht so recht was vorstellen und waren mehrheitlich der Meinung, es sei immer noch besser als „Atomkraft“. Daher versuchte ich erst gar nicht, diese Zahl etwa durch die Landesfläche zu dividieren, denn – das wusste ich aus leidvollen Erfahrungen mit anderen derartigen Diskussionen – ein „Rädchen“ pro 20 oder 10 Km² ist auch “kein Problem”. Stattdessen kehrte ich zum vorherigen Widerspruch – dem mit der doppelten Energieeinsparung – zurück und zitierte die vorab bekannt gewordene Verlautbarung von Peter Altmaier, in der er die Umsetzung der Energiewende-Ziele, darunter die „Senkung des Stromverbrauchs um 10% bis 2020“, offen bezweifelte und „deutlich weniger Elektroautos als bislang angenommen“ prognostizierte 😳 .
Mein erneut zunehmend nervöser werdender Gesprächspartner hielt dagegen und bemühte dabei ein uraltes Märchen, wonach E-Autos doch erheblich leichter werden könnten. Ich erinnere mich an eine Verlautbarung vom Professor Dieter Gerling vom Lehrstuhl für Elektrische Antriebstechnik und Aktorik (EAA) an der Universität der Bundeswehr München, der zusammen mit einem Martin März, Leiter des Bereichs Leistungselektronik und elektrische Fahrzeugtechnik am Fraunhofer-Institut u.a. das enorme Platz-Einspar-Potential der E-Autos erkannt hat: Die Elektromotoren würden in die Felgen hineinpassen!
Im Falle des ersten der beiden „Professörchen“ kann ich es noch nachvollziehen, denn unter Kampfbedingungen gilt ja bekanntlich sin(x)>1 😀. Aber ist nicht eine derartige Parawissenschaft eine Schande gerade für das renommierte Fraunhofer-Institut?
Im Gegensatz zu den beiden „Experten“ hat mein grüner Gesprächspartner eine so „unwesentliche“ Komponente im System wie die Autobatterie nicht aus den Augen verloren. Respekt! Seine „technologischen Sprünge“ führte er dennoch weiter an, bis ich ihm etwas von Maxwell und anderen Naturgesetzen erzählte. Dann gab er auf, aber wahrscheinlich weniger aus Einsicht, sondern vielmehr, weil ihm das ganze Zeugs mit der „gravimetrischen“ und „volumetrischen“ Energiedichte, Lithium etc. doch eine Nr. zu groß war… 😳