Die schwarzen Löcher von CERN

BlackWhole
Quelle: Artwork by NASA/CXC/M.Weiss

Als ich Ende 1. Dekade diesen Jahrhunderts von einer deutschen Frau hörte, die gegen „CERN“ vor das Bundesverfassungsgericht gezogen war – da ja die Teilchenkollisionen im LHC des „Conseil Européen pour la Recherche Nucléaire“ (CERN) schwarze Löcher hervorbringen könnten 😯, die uns dann alle verschlingen würden 🙄 – sagte ich mir zunächst „na ja, so was gibt es doch nur bei uns“. Ein wunderschönes Beispiel für ein höchstprofessionelles Spielen mit der Urangst des Menschen, von etwas viel größerem als einer selbst, „gefressen“ zu werden. Diese Urangst steckt uns allen förmlich im Knochenmark. Wenn dann noch die uns über Jahrzehnte hinweg eingebläute Angst vor allem “Nuklearen” hinzukommt, kann der Erfolg kaum durchschlagender sein. Denn welche Chance hat schon jemand gegen diese beiden Phobien? Und womit denn? Mit der Hawking-Strahlung etwa (oh Gott – schon wieder Strahlung…)

Sodann hatte ich zunächst eine typische Vertreterin der nukleophoben Schicht vor Augen: alleinstehend, Sozialpädagogin, fährt einen alten klapprigen R4, der rundum mit den A-A-Sonnen beklebt ist. Indes erfuhr ich wenig später zu meiner relativen Überraschung, dass erstens dieses Klischee hier nur bedingt zugetroffen hat und zweitens, dass dieses noch so absurde Szenario durchaus eine breite Anhängerschaft hatte. Sogar einige „Professörchen“ fanden sich darunter und Zeitungen überschlugen sich förmlich mit mehr oder weniger belletristischen Auslegungen ➡ des Phänomens schwarzer Löcher.

➡ So schloss beispielsweise Stefan Hupka von der Badischen Zeitung im März 2010 sein Weltuntergangsszenario mit den schönen Worten „…Und wenn die Forscher doch irren? Dann wird Planet Erde vergessen werden und auch Besucher aus anderen Galaxien werden ihn mangels Daten nicht mehr rekonstruieren können. Denn wer hat gerade die Vorratsdatenspeicherung abgeschafft? Das Bundesverfassungsgericht„. Ich habe irgendwie den Verdacht, dass er mit meinem Verweis auf die AdS/CFT-Korrespondenz und die damit nachgewiesenermaßen nicht verloren gegangene Information nicht so recht was anfangen konnte… 😉
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Jedoch heute, im Jahr 2015, scheinen all diese Katastrophenszenarien wie von einem schwarzen Loch verschluckt. Ich finde jedenfalls keine (aktuellen) Beiträge mehr, die über die CERN-Löcher fabulieren – sonst möge es mir der Leser im anschließenden FB-Plugin verlinken.

Wie auch immer. Auf jeden Fall sind wir hier auf AG Energetik spätestens nach dem Studium der Bekenstein-Hawking-Entropie durchaus in der Lage, fundiert aufzuzeigen, wie absurd und wie fernab der Realität solche Vorstellungen waren und sind. Und zwar:

Aufgabe: Angenommen, der LHC produziert ein schwarzes Loch aus 100 Hadronen. Wie hoch ist dann die Entropie resp. Temperatur eines solchen „schwarzen Loches“?

Nun, wir lösen einfach die Bekenstein-Hawking-Gleichung nach Temperatur auf:

T=\frac{\hbar{c^3}}{8{\pi}GMk_\text{B}}

…und setzen dabei die Zustandsmasse von 100 Hadronen… oder setzen wir gar ein ganzes Kilo ein:

T=\frac{1.055\cdot10^{-34}\cdot(2.988)^3\cdot10^{24}}{8\cdot3.14\cdot6.674\cdot10^{-11}\cdot1\cdot1.381\cdot10^{-23}}=1.23\cdot10^{23}\text{ \,K}

so erhalten wir eine so hohe Temperatur, dass ein praktisch sofortiges Ausstrahlen eines solchen schwarzen Loches -selbst mit der Masse von einem Kilo! – die Folge wäre. Sogar eine Berührung mit den Außenwänden des LHC-Kanals würde daran nichts ändern!