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Um zu widerlegen, dass die „Energiewende“ nur noch an den bis dato nicht vorhandenen Energiespeichern scheitern würde, muss man eben von einem abstrakten Szenario ausgehen, in dem es diese Speicher sehr wohl gibt. Sollte selbst dann kein „100%EE“ möglich sein, hätte sich die anderslautende These des ökoindustriellen Mainstreams grandios erledigt. Dies zur Methodik, doch wie komme ich auf eine solche Idee?
Nun, die einschlägigen Erfahrungen, die mich dazu gebracht haben, reichen bis in den Herbst des Fukushima-Jahres 2011 zurück. Damals stieß ich auf eine Studie zweier Professoren einer deutschen Uni ➡, in der stoisch behauptet wurde, dass ein „100%EE“ in Deutschland bereits anno 2020, spätestens jedoch 2022 möglich und effektiv machbar sei. In der anschließenden Diskussion erlebte ich sodann ein meisterliches Framing: Demnach fehle mir schlicht die Fachkompetenz um zu begreifen, dass Energiespeicher doch überhaupt kein Problem seien (jene Fachkompetenz, die bei den beiden Lehrstuhl-Inhabern selbstverständlich einwandfrei vorhanden sei – Anm.d.Verf.). Und kaum hatte ich mich umgeschaut, schon war ich mittendrin in dem Frame, der da hieß, es gibt stets genügend Speicher.
➡ Ich nenne bewußt keine Namen, weil ich auf eine sermonhafte Jurispondenz 🙄 wenig Bock habe. Jedenfalls gewann ich damals praktisch sofort den Eindruck, die Studie selbst sei von den Assistenten und Doktoranten verfasst worden, währen beide „Professörchen“ lediglich die Aufgabe hatten, die Studie nach außen zu vertreten. Das sah man spätestens bei der Frage, ob mit „100%EE“ die gesamte Energie oder nur der Strom gemeint sei (es verging eine Zeit bis zur Antwort…) usw.
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Eben jene Diskussion von damals möchte ich hier und unter gleichen Voraussetzungen fortsetzen. Denn schließlich neigt sich das Jahr 2020 dem Ende entgegen und lt. vollmundiger Bekundungen der beiden Lehrstuhl-Inhaber müsste der EE-Strom bereits 90% – wenn nicht gar 100% – des Strombedarfs decken. Es lohnt sich daher anzuschauen, wie weit wir heuer wirklich sind.
Die AG
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Einer der beiden Lehrstuhl-Inhaber verlinkte mir damals ein Diagramm, das ich nun in Form der rot/grünen Kurven (s. obige Abbildung) zu entsinnen suche. Demnach sei eine Vervierfachung der EE-Stromproduktion binnen 10 Jahren (also damals bis 2021) nicht zuletzt aufgrund des absehbaren technologischen Fortschritts locker machbar! 2021, vielleicht sogar schon früher (also 2020..?!), sind wir dann dicke über 500 TWh/a. Auf der anderen Seite würde sich die Verbrauchskurve von 600 TWh/a der Produktionskurve nähern (ich würde insbesondere nicht verstehen, dass Energieeffizienz die wichtigste Energiequelle der Zukunft sei), so dass ein „rot/grüner“ Überschneidung 2020, spätestens aber 2022, wenn alle Atomkraftwerke vom Netz gingen, vorliegen werde.
Doch was ist die Realität im Jahre 2020? Nun, hier haben die Herrschaften wohl eine Rechnung ohne den Wirt namens „Physik“ gemacht. Denn anno 2020 haben wir keine Vervierfachung der EE-Stromproduktion gegenüber 2011, sondern gerade mal eine Verdopplung. Und wenn man den Verlauf der graublauen Kurve in die Zukunft extrapoliert, so sieht man deutlich, dass 500 TWh/a schlicht nicht möglich sind – nicht 2030, nicht 2040… und auch 2050 wohl kaum! Dies obwohl die Abflachungseffekte χ- (Chi-) und κ- (Kappa) äußerst moderat angesetzt sind: die graublaue Kurve verläuft ja fast linear!
Es ist schwer vorstellbar, dass irgendetwas in der Lage sein könnte, diesen Trend ein Stück umzukehren und die (graublaue) Kurve „nach oben“ zu reißen. Denn was sollte es bitteschön sein? Wasser-, Geo-, Bio- etc. sind praktisch nicht mehr ausbaufähig, Windkraft – nicht zuletzt aufgrund des verheerenden Impacts in die Biosphäre, was die AG „EROÏ = Energy Return of Impacted Input“ erarbeitet hat – kaum noch durchsetzbar… bliebe da nur noch die gute alte Sonne. Diese mag zwar keine Rechnungen verschicken 😉, aber die Frage ist dann doch, ob sie wirklich genug hergibt, um die Produktion vom erneuerbaren Strom auf über 500 TWh/a zu hieven? Anders gefragt, wie viele Dächer müssten wir (zusätzlich!) mit PV-Modulen bestücken, um weitere 300 TWh/a zu generieren? Hierzu die folgende rudimentäre Überlegung:
- Bei einer nahezu flächendeckenden Überdeckung mit PV-Modulen, sind wir mit durchschnittlich 10 kWp pro Ð (Dacheinheit) sehr gut bedient, was wiederum 6.000 kWh/a·Ð ergibt. Daraus folgt: 300 TWh/a = 300.000.000.000 kWh/a ÷ 6.000 kWh/a·Ð = 50.000.000 Ð
Wir haben aber keine 50 Mio Dächer oder sonstige PV-geeignete Flächen in Deutschland… und selbst wenn: 50 Mio PV-Einheiten wären in Puncto graue Energie überhaupt nicht darstellbar. Insbesondere der EROI würde weit unter 1 absacken 👿. Insofern müssen wir uns mit der Tatsache arrangieren, dass die EE-Stromproduktion auch langfristig weit unter 500 TWh/a liegen wird!
Auch beim Stromverbrauch, also der realen Nachfrage, divergieren die Wunschvorstellungen und Realität weit voneinander. Denn der „reißende Fluss“, mit dem seinerzeit die beiden Profs die „erneuerbare Energie“ aus Effizienzsteigerung verglichen hatten, entpuppte sich in den letzten Jahren allenfalls als ein kleines „Bächli“. Die Stromnachfrage fiel kaum, vielmehr blieb sie bei leichten Schwankungen im Großen und Ganzen konstant knapp unter 700 TWh/a, will heißen, dass selbst wenn es uns gelingen sollte, dieses Niveau zu halten, läge der Schnittpunkt mit ohnehin schon optimistisch extrapolierten graublauen Kurve weit über das Jahr 2050 hinaus!
Und dann stellt sich unweigerlich die Frage, wie realistisch es ist, dieses Verbrauchsniveau zu halten bzw. gar zu senken, um 2050 (vielleicht) am Ziel zu sein..? Was bedeutet es denn für die Volkswirtschaft einer Industrienation wie die deutsche?
Nun, zunächst ist zu konstatieren, dass die Potentiale der Effizienzsteigerungen weitestgehend ausgereizt sein dürften. Bei dem heutigen Stand der Technik ist da nicht mehr viel zu holen und selbst wenn, so muss dies zumeist mit zusätzlichen energetischen aber auch monetären Aufwendungen teuer erkauft werden.
Auf der anderen Seite erfordert auch und gerade die „grüne“ Revolution, die nur mit einem technischen wie technologischen Fortschritt einhergehen kann, abermals mehr und nicht weniger Energie! Der Strom-Mehrbedarf bei einem nur zu 50% elektrifizierten Verkehrssektor beträgt um die 100 TWh/a, wie wir nicht zuletzt aus der AG „New Mobility – New NUC“ bereits wissen. Rechnen wir dann noch, stets wohlwollend, für alle anderen Sektoren, für Digitalisierung etc. lediglich weitere 100 TWh/a dazu, so hätten wir um 2030 herum einen Strombedarf in Höhe von über 800 TWh/a. Dies dürfte sich dann im Laufe 2030’er Jahre der Grenze von 1 PWh/a stark nähern – natürlich stets vorausgesetzt, dass die Politik in Deutschland sich nicht dem Trend zur Digitalisierung, Elektrifizierung etc. verschließt und den Strom weiter so verteuert und verkompliziert, dass all die („grünen“ ) Zukunftsprojekte obsolet werden.
Die AG hat somit die Eingangs aufgestellte These ganz klar bewiesen. Denn » dass dies (das „100%EE“) fernab der Realität liegt «, kann dem Verlauf der orangenen sowie der graublauen Kurve entnommen werden. Beide Kurven differieren voneinander und somit ist ein „100%EE“ eine pure Illusion. Dies wohl gemerkt unter der abenteuerlichen Voraussetzung, dass es stets genügend Speicher gibt und dass diese nichts kosten, weder energetisch noch monetär.